Tele-Tandem
Mise en pratique dans les classes partenaires / Umsetzung in den Partnerklassen

Rapports d'écoles / Berichte der Schulen
Übersicht


 
 

Anja Thomaschewski
Bericht der Grundschule Neukarthause in Koblenz über die Begegnung und Bemerkungen über den Einfluß des Projektes auf den Austausch

Grundschule Neukarthause
Zwickauer Str. 23
56075 Koblenz
Tel.: 0261-53747
Fax: 0261-95229030
www.gs-neukarthause.de
email: gs.neukarthause@t-online.de

Gesondertes Blatt zum Punkt „Gruppenbegegnungen“

1. Das Programm ist laut Planung durchgeführt worden (s. Programm Neversfahrt).

2. Schwerpunkt des Programms war die Arbeit in Tandems. Abgesehen von den bereits bestehenden Tele-Tandem-Partnern und auch äußerlich bedingt durch die Unterbringung der Kinder in Familien, waren die jeweiligen „Paare“ für einen Großteil des Programms aufeinander angewiesen. (Workshops, Vorbereitung der Zirkusvorstellung, Besuch in der Schule)

3. Die Kinder versuchten, die im Unterricht erbrachten Redemittel in Interaktion mit ihren Austauschpartnern anzuwenden. Darüberhinaus ist ihnen in Form eines Heftes nützliches, praxisorientiertes Vokabular anhand gegeben worden. Die Kinder lasen entweder den entsprechenden Satz vor oder zeigten darauf. Ansonsten wurden als Redemittel Gesten verwendet.

4. Die Tandem-Gruppe notierte ihre Erfahrungen im Tandem-Heft.
Zusätzlich wurde von den Kindern ein RAP geschrieben, der die Erfahrungen des Austausches wiederspiegelt.

5. Die erste Französischstunde nach der Fahrt bestand aus einem Interview: die deutschen Kinder, die nicht mitgefahren sind, stellten den Teilnehmern gezielt Fragen. Das Interview wurde auf Kassette aufgenommen und wird in Kopie an die französischen Schulen geschickt. Es wurden Themen angesprochen wie Heimweh, Verständigung, Programm, kulturelle Unterschiede, Schulalltag. Auf diese Weise vermittelten die „Fachleute“ ihre Erfahrungen, ihr Wissen an die Mitschüler weiter (Lehrer nimmt sich zurück). Des Weiteren wurde der während der Fahrt aufgenommene Film gezeigt.

In den nächsten Tagen soll für die Eltern ein Elternabend veranstaltet werden, an dem ebenfalls die Filmaufnahme gezeigt werden wird. Der Elternabend soll auch dazu dienen, den Eltern Raum zu geben, von den Erfahrungen, die ihre Kinder zuhause erzählt haben, zu berichten. Auf diese Weise erhält man Informationen, die möglicherweise zu einer Modifizierung der Planung des Austausches führen.

6. Innerhalb des Leitungsteams ist gegen Ende der Fahrt noch in Nevers eine Konferenz einberufen worden.
Stand der Dinge war zu diesem Zeitpunkt die Problematik der Stellung des Französisch-bzw. Deutschunterrichts in den Grundschulen beider Nationen: durch die obligatorische Einführung einer Fremdsprache im Primarbereich gewinnt die Sprache Englisch aus der Sicht der Eltern, (dadurch auch der Kinder) und auch vieler KollegInnen immer mehr an Stellenwert. Mit der stets gleichen Argumentation (s.u.) werden andere Sprachen zunehmend blockiert.
Da der Austausch unserer Schulen auf eine 28-jährige Tradition zurückblickt, lag es dem Leitungsteam am Herzen, diesen weiterhin aufrecht zu erhalten. Ein Problem ergab sich aus dem Fakt, dass die zuständige Deutschlehrerin einer der beiden Schulen aus privaten Gründen den Austausch nicht länger würde durchführen können. Der gerade neu amtierende Direktor der betreffenden Schule sah sich alleine auch nicht in der Lage, den Austausch zu organisieren. In seinem Kollegium war eigentlich schon beschlossen worden, sich nicht mehr am Austausch zu beteiligen, wie uns zu Beginn unserer Reise mitgeteilt wurde. Es gelang jedoch, durch viel Einfühlungsvermögen, nicht zuletzt aber durch den hohen Erfolgscharakter des Austauschs, eine Lösung herbeizuführen, die zumindest für das kommende Jahr einen weiteren Austausch möglich macht. Dies sei deshalb hier aufgeführt, weil es ein Beispiel dafür ist, wie jemand, der sich einmal die Mühe gemacht hat, sich am Austausch aktiv zu beteiligen (in diesem Falle als Zugehöriger des aufnehmenden Landes) mitgerissen wird von der Reichhaltigkeit, die ein solcher Austausch bietet.

Abgesehen davon, dass man sieht, wie sich die Kinder aufeinander einlassen, voneinander profitieren und mit einem immensen „Schub“ (so drückten es die Eltern aus) nach Hause zurück kehren, so lernt man auch als Lehrer mehr, als man jemals in didaktischen Texten nachlesen kann. Man erhält einen direkten Einblick in den Schulalltag, in das Schulsystem des anderen Landes und lernt dadurch Feinheiten kennen, die sonst unerreichbar bleiben. So wurde uns beispielsweise ein Einblick in Zeugnisse (ohne Kopfleiste) gestattet, anhand derer wir riesige Unterschiede zu unseren Zeugnisformulierungen feststellten. Die Möglichkeit der Beschäftigung mit landestypischem „Material“, die Gespräche mit den Kollegen aus dem anderen Land qualifizieren den Lehrer zunehmend auf der Sachebene, was eine immense Auswirkung auf den eigenen Unterricht hat. Zudem bleibt man durch den Austausch auch auf der Sprechebene auf dem Laufenden. Durch die direkte Begegnung ist man gezwungen, in der anderen Sprache zu sprechen und auch im Laufe des Jahres kommuniziert man per Email oder Telefon miteinander.

Eine Horizonterweiterung haben wir als deutsche Kollegen insbesondere erfahren durch:

- Ganztagsschule als Schule,
- Essen in der Kantine
- Essverhalten der franz. Kinder
- Verbalbeurteilungen im 1. Jahr College
- Verhalten der franz. Kinder beim Gang durch die Stadt
- Erweiterung und Auffrischung der Sprachkenntnisse

Es sei nebenbei die Theorie in den Raum gestellt, dass französischunterrichtende (und in Frankreich deutschunterrichtende) Kollegen zum größten Teil sprachlich besser qualifiziert sind als die Kollegen mit dem Fach Englisch. Englisch zu unterrichten traut man sich in der Regel zu, obgleich viele KollegInnen es zuletzt in ihrer eigenen Schulzeit gesprochen haben. Wer an deutschen Schulen Französisch unterrichtet, hat meistens einen mindestens einjährigen Auslandsaufenthalt in Frankreich hinter sich - sei es als AuPair oder in Form eines Lehreraustauschs - oder es sind diejenigen, die Frankreich mögen, es häufig als Urlaubsort aufsuchen und deshalb die Sprache weitestgehend beherrschen. Es sei dahingestellt, ob nicht viele EnglischkollegInnen ihren Schülern immer nur eine Stunde vorraus sind; auch auf der kulturellen Ebene möchte ich bezweifeln, dass es fundierte Sachkenntnisse gibt, die auf konkreten Erfahrungen im anderen Land basieren und nicht nur angelesen sind - und das im Zeitalter, in dem wir von Qualität in der Schule sprechen.

Fremdsprachenunterricht, der auf einem Austausch fußt, ist reichhaltig und lebendig. Dabei ist die Wahl der Fremdsprache im Prinzip nebensächlich. Für eine deutsche Schule bietet Frankreich allerdings weitaus mehr Möglichkeiten als die angelsächsischen Länder.
Dabei ist ebenfalls zu erwähnen, dass ein „echter“ Austausch eine Unterbringung in Familien beinhalten sollte. Ein Treffen an einem dritten Ort blockiert die Möglichkeiten, die Kinder in den Familien offeriert werden und die der eigentliche Sinn eines Austausches sind:

- direkter Einblick in eine andere Kultur
- Auseinandersetzung mit einer ausländischen Familie
- Konfrontation mit einer fremden Sprache
- gegenseitige aufeinander Angewiesensein im Tandem

Solange die äußeren Gegebenheiten stimmig sind, was eine optimale Organisation der Fahrt durch das Leitungteam vorraussetzt, können o.a. Komponenten dazu beitragen, dass das Kind

- innerlich wächst
- ein hohes Selbstwertgefühl entwickelt
- viele neue Wörter kennen lernt, Spaß an der Sprache entwickelt
- über den „Tellerrand hinausschauend“ einen ganz anderen Blickwinkel ausbildet

Trotz der Begeisterung, die die Kinder und ihre Begleiter von der Fahrt mitgebracht haben, gibt es Bedenkenträger unter den Kollegen und Eltern, deren Kinder nicht mitgefahren sind:
Zunächst ist es- wie bereits erwähnt- schwierig, Französisch bzw. Deutsch an unseren Schulen zu halten, seitdem die Fremdsprache obligatorisch in der Grundschule eingeführt worden ist. Es wird folgendermaßen argumentiert:

Von Seiten der Eltern und auch vieler Lehrer:

- Englisch ist eine Weltsprache!
Richtig, ist sie - und niemand möchte, dass unsere Kinder kein Englisch lernen. Die Frage ist nur, zu welchem Zeitpunkt. Haben die Kinder bereits in der GS Englisch und nehmen es dann als erste Fremdsprache an der weiterführenden Schule, so haben sie keinen nennenswerten Vorteil gegenüber den Kindern, die in der GS Französisch hatten. Hat ein Kind Französisch und wählt es auch als erste Fremdsprache an der weiterführenden Schule, so hat es im siebten Schuljahr dann zum ersten Mal Englisch. Nach Rücksprache mit einigen Gymnasialkollegen sind alle Kinder, ob sie Englisch in der 5. Klasse oder in der 7. Klasse gewählt haben, spätestens im 10. Schuljahr in Englisch auf dem gleichen Stand. Das Kind, das mit Französisch angefangen hat, ist aber mit dieser Sprache weit im Vorteil. Eine zweite Fremdsprache zu sprechen, kann sicherlich im späteren Arbeitsleben von entscheidender Bedeutung sein.
Zudem hat ein Kind an unserer Schule derzeit zumindest noch die Chance, an einem Austausch teilzunehmen, was wie o. a. viel prägender und gewichtiger sein kann als eine Fremdsprache ohne Austausch kennen gelernt zu haben.


Von Seiten vieler Kollegen:

- Der Austausch macht zuviel Arbeit!
- Ich bin nicht gerne in einer Familie untergebracht!
- Ich spreche kein Französisch
Argumente, die von der eigenen Befindlichkeit der Lehrperson ausgehen. Aus einem eigenen Unbehagen heraus wird für ca. 80 Kinder eine gute Chance blockiert.

- Der Austausch bringt zuviel Unruhe in die Schule! Wir wollen doch Schule beruhigen.
Ein Argument, zu dem mir nichts einfällt außer Kurzsichtigkeit (Beschränkte Sicht auf das eigene kleine Umfeld).



Tele-Tandem innerhalb eines Austausches

Zum ersten Mal in diesem Jahr wurde das Pilotprojekt Tele-Tandem in den Austausch eingebaut. Nach mehreren Wochen aktiver Vorbereitung mittels neuer Technologien (s. Auswertung Marly le Roi) sollte das Ziel des Projekts eine Zirkusvorstellung vor den Eltern sein (s. Anlage).
Die Zirkusvorstellung ist laut Plan verlaufen und hat allen Beteiligten sehr viel Spaß gemacht. Rückmeldungen von KollegInnen und Eltern, die der Veranstaltung beigewohnt haben, zufolge ist eine großartige Arbeit geleistet worden.

Das Projekt hat den Austausch sehr bereichert. Durch das gemeinsame Arbeiten auf ein Ziel hin ist eine Kommunikation unter den Kindern hergestellt worden. Es war zu beobachten, dass die Kinder der Tandem-Gruppe sich bereits besser „kannten“ als die anderen Kinder. Auch hatten diese stets den Auftrag, sich gegenseitig in ihren Zirkusansagen zu korrigieren und diese immer wieder zu üben. Dieser Auftrag hat zu einem Kommunikationszwang geführt, der die Kinder in ihrem gemeinsamen Handeln vorangetrieben und in ihrer beginnenden Freundschaft gefestigt hat.

Tele-Tandem bietet eine gute Chance, die herkömmlichen Themen wie Farben, Zahlen, Körperteile etc. übergeordnet in echte situative Kontexte einzubetten und ihnen damit Sinnhaftigkeit zu geben.

7. Der Austausch unserer Schule mit den beiden Schulen in Nevers besteht seit 28 Jahren.

8. Eine weitere Begegnung ist beabsichtigt. Im kommenden Schuljahr werden wir die Franzosen vom 25.-30 November 04 empfangen und vom 19.-24. Mai 05 nach Nevers fahren.

9. keine


Anja Thomaschewski

 
 

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