Tele-Tandem
Documents liés au projet / Texte in Zusammenhang mit dem Projekt
Anne Dussap-Köhler und Irmi Baumann, DFJW, 2007
Ein deutsch-französisches Projekt konzipieren
Inhalt

 
  4. Ein Projekt ist für alle Beteiligten relevant, wenn...

Ein Projekt muss sowohl für die deutschen als auch für die französischen Schüler, für die Lehrkräfte und für den Schulkontext sinnvoll sein. Es sollte den pädagogischen Ansprüchen genügen und dazu beitragen, dass die Anforderungen des Lehrplans erfüllt und die entsprechenden Lernziele erreicht werden können. Bei der Festlegung des Projekts müssen weitere Faktoren berücksichtigt werden: Einbezug der Interessen der Schüler und Lehrkräfte sowie die Möglichkeit, sich in das Projekt einbringen zu können. Wichtig sind Absprachen zwischen den Lehrkräften aus unterschiedlichen Schulbereichen (auch kulturell geprägt), die Berücksichtigung des Lehrplans sowie die materielle Ausstattung und Personalsituation des Projektumfeldes (Lehrerkollegium, Einbezug anderer Kollegen der Schule, externe Unterstützung, Kompetenzen der Schüler, etc.).

In den meisten Fällen kommt die Idee für ein Projekt von einer Lehrkraft, einer Klasse, einem früheren Projekt oder einem soziokulturelles Ereignis, welches gerade an der Schule aktuell ist. Da eine Projektidee in der Regel kontextabhängig formuliert wird und aufgrund eines äußeren Ereignisses, einer Modeerscheinung oder eines Interessenschwerpunktes entsteht, muss die Partnerklasse von Anfang an in die Überlegungen einbezogen werden. Natürlich kann es sein, dass eine der Partnerklassen sich nicht mit einer Projektidee identifizieren kann, da ihr der Bezug zum Kontext fehlt.
Schon beim ersten Austausch zwischen Lehrkräften und ihren Klassen muss daher gewährleistet werden, dass sich beide Klassen gleichermaßen in dem Projekt wieder finden können. Auch muss klar sein, dass beide Partner eventuell einschneidende Veränderungen ihrer Vorschläge akzeptieren oder vielleicht die ursprüngliche Idee verwerfen müssen.
Die ersten Diskussionen zwischen den Lehrkräften und Schülern müssen mit viel Sorgfalt, Sensibilität und Empathie geführt werden, damit sich beide Klassen mit dem Projekt identifizieren können.

Die Idee für ein gemeinsames Projekt kann auch infolge eines breit angelegten Brainstormings entstehen, in dem die Lehrkräfte alle Möglichkeiten auflisten und diskutieren. Auch hier gilt wieder die Überlegung, inwieweit die Schüler in den Prozess des Brainstormings einbezogen werden.



Checkbox 4: Eine gemeinsame Projektidee finden


Checkbox 4



Vom Ländervergleich zur gemeinsamen Umsetzung eines konkreten Projekts

Einen Vergleich zwischen „bei uns in Deutschland / bei euch in Frankreich“ anzustellen, ist eine normale Haltung (Neugierde vorausgesetzt), die auch notwendig ist, um die Sprache und Kultur der Anderen zu entdecken. Dies muss jedoch nicht immer so sein: Schüler, die sich weder für die Sprache noch für das Partnerland interessieren, stehen diesen kulturellen Unterschieden häufig gleichgültig oder gar ablehnend gegenüber. In der Umsetzung eines gemeinsamen Projektes stehen Vergleiche und Unterschiede im Hintergrund, wichtig ist das gemeinsame Ziel. Das Projekt ist vielschichtiger und ermöglicht, das Gefühl der Fremdartigkeit und die (kulturellen) Grenzen leichter zu überwinden, denn im Vordergrund steht, Neues zu schaffen, das weder deutsch noch französisch ist und bei dem Elemente beider Kulturen zum Tragen kommen. Dieser Schaffensprozess fördert auch die Entwicklung einer interkulturellen Kompetenz, die - über die Entdeckung der anderen Kultur hinausgehend - die Schüler zum Aushandeln von Vorgehensweisen anspornt.
Bei der Suche nach einer gemeinsamen Projektidee kann man zunächst von einem komparativen Ansatz ausgehen, der in einer aktiven Umsetzung zum „Faire ensemble“, zum „gemeinsam Handeln“ führt. Um einem Thema einen Projektcharakter zu verleihen, muss der Schritt von der Beschreibung z.B. kultureller Fakten hin zur Entstehung eines – von den Schülern geschaffenen – lebendigen neuen Handlungsraums gemacht werden. Das Thema „Essen in Deutschland und Frankreich“ könnte folgendermaßen weiter entwickelt werden: „Vorbereitung eines deutsch-französischen Festessens für ein Dorffest (oder für unser Stadtviertel)“. Dass es nun Projektcharakter hat, liegt daran, dass verschiedene Aspekte und Handlungsstränge zusammengefügt werden: Festanlass, Personen, die miteinander kommunizieren und interagieren, Menügestaltung (Rezepte austauschen, sich einigen, kochen, etc.), Raumgestaltung (Aufstellung der Tische, Tischdekoration usw.). Es könnte auch das Konzept eines deutsch-französischen Restaurants entstehen (mit Beschreibung und Rollenspielen). Bei dem Thema „Alltag eines deutschen / eines französischen Schülers“, kann man z.B. ein Buch (Theaterstück, Online-Buch, Video) über den Alltag der Schüler produzieren. Das Thema „Mode in Frankreich und Deutschland“ könnte zur „Durchführung einer Modenschau“ ausgestaltet werden (Ablauf der Modenschau, Raum und Dekoration, Modetrends, Kleider, Farben, Musik, Prämierung, usw.).

Um eine gemeinsame Projektwelt zu schaffen, schöpfen die Schüler aus dem Wissen ihrer eigenen Lebenswelt und beschreiben dadurch auf natürliche Weise, wie das Leben in ihrer Lebenswelt, in ihrer Kultur funktioniert. Damit sie mit dem Partner zusammen arbeiten und etwas erschaffen können, müssen die Schüler die Lebenswelt der anderen Klasse kennen lernen und einbeziehen. Dies führt zwangsläufig dazu, bestimmte Elemente zu erklären, auszuhandeln und zu entscheiden, was ausgewählt oder kombiniert wird. Dadurch entsteht eine neue, gemischte und einzigartige Lebenswelt.

Das Faire ensemble, „gemeinsam Handeln“
Das „Faire ensemble“ - „gemeinsam Handeln“ ermöglicht, dass die Schüler nicht nur sprachlich kommunizieren, sondern auch durch Gesten und konkrete Handlungen miteinander agieren. Für Schüler, die über weniger Fremdsprachenkenntnisse verfügen, ist dies eine große Hilfe. Hinzu kommt, dass Spracherwerb im Handlungskontext stattfindet, die konkrete Realisierung einer Projektaktivität ermöglicht und damit das Projekt insgesamt vorwärts bringt. Das Einprägen und Behalten der Fremdsprache wird dadurch sehr positiv beeinflusst. Sprache ist Mittel zur Kommunikation und nicht das Ziel an sich.


Einige Beispiele:

  • Der Austausch von Liedern wird zur Gestaltung eines gemeinsamen Konzerts weiter entwickelt, das den Eltern vorgeführt wird.

  • Der Austausch über den Tagesablauf eines Partnerschülers wird aufgegriffen und zu einem typischen Tag der deutsch-französischen Gruppe ausgearbeitet, in dem sich alle Alltagsrituale der Schüler der beiden Klassen wieder finden.

  • Aus dem Vergleich von Mahlzeiten in Frankreich und Deutschland entsteht die gemeinsame Vorbereitung eines deutsch-französischen Festessens, zu dem die Eltern eingeladen werden.




Checkbox 5: Von der Idee zu einer gemeinsamen Projektidee


Checkbox 5

 
 

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