Bereits seit einer Reihe von Jahren gibt es umfangreiche Angebote zur fremdsprachlichen Tandem-Arbeit über das Internet. Ziel ist, dass zwei unterschiedlichsprachige Partner, die jeweils die Sprache des Anderen lernen wollen, elektronisch miteinander in Beziehung treten, um voneinander die Sprache zu lernen, mehr über das andere Land und seine Kultur zu erfahren bzw. andere Kenntnisse und Informationen austauschen. Ihre Korrespondenz, die sich in der Regel aus Teilen in jeder der beiden Sprachen zusammensetzen sollte, wird über E-mail abwickeln. Die grundlegenden Prinzipien der Tandem-Arbeit über das Internet sind Gegenseitigkeit und Lernerautonomie. 6)
Das Prinzip der Gegenseitigkeit bzw. Partnerschaft bedeutet in diesem Zusammenhang insbesondere, dass beide Partner das Gefühl haben müssen, ebenso viel zu nehmen wie zu geben. Für beide Sprachen muss in etwa die gleiche Zeit zur Verfügung stehen, und beiden Partnern wird abverlangt, sich für die Wünsche bzw. Bedürfnisse des Anderen so zu engagieren, wie er/sie es vom Anderen erwartet. Die Partner werden dabei als Experten für die eigene Sprache und Kultur angesehen; ihre Aufgabe besteht darin, dass sie sprachliche, aber auch kulturell geprägte Modelle vorgeben, Formulierungshilfen und Korrekturen anbieten.
Die Konkretisierung des Prinzips der Lernerautonomie heißt nicht nur, dass jeder der Partner für sein Lernen verantwortlich ist, sondern auch, dass er/sie für seinen Teil der Tandem-Arbeit die Lernziele und -methoden selbst bestimmt, sie seinem Partner mitteilt; dieser verpflichtet sich, seinen Teil darauf auszurichten.
Für die Verbesserung der Sprachkenntnisse sind die in beiden Sprachen geschriebenen Teile wichtig: der muttersprachliche Text des Partners dient als Modell, aus dem die je relevanten Informationen übernommen werden können, zu denen nachgefragt werden kann (insbesondere bei landeskundlichen Gegebenheiten, aber auch bei grammatischen Problemen). Im fremdsprachlichen Teil werden Formulierungshilfen und Korrekturen des muttersprachlichen Partners wichtig. Es wird im Vorfeld vereinbart, welche Korrekturen / Formulierungshilfen erwünscht sind: beispielsweise kann der Schwerpunkt auf einzelne grammatische Bereiche, wie Zeiten o.ä., gelegt werden; es kann aber auch der Ausdruck im Vordergrund stehen. Abgesprochen wird, wie viele Korrekturen erwünscht sind (alle oder nur eine bestimmte Anzahl, um die spätere Bearbeitung der Korrekturen durch den Absender nicht zu umfangreich werden zu lassen) und in welcher Weise die Korrekturen angebracht werden (einfacher Hinweis darauf, dass etwas nicht korrekt ist, Verbesserung, Hinweise und Hilfestellungen).
Die für den Partner gedachten Texte werden mit Textverarbeitungs- und Grafikprogrammen erar-beitet; je nach Bedarf und Ausstattung können weitere Materialien eingescannt und so mit versandt werden. Die vom Partner erhaltenen Texte können ausgedruckt werden, sie werden in angemessener Weise bearbeitet und in den gewünschten Teilen zurückgesandt.
Die Vorteile, in dieser Art von Tandem-Arbeit Sprach- und Kulturkenntnisse zu verbessern, lie-gen vor allem in einer Förderung
des eigenständigen Lernens
der partnerschaftlichen Kooperation und
der interkulturellen Fähigkeiten.
Denn es wird mit realen Personen zusammengearbeitet; der Lernpartner ist ebenso Lehrender (Experte) und Lernender wie man selbst. Das sonst übliche hierarchische Gefälle zwischen Lehrer und Schüler entfällt. Es handelt sich zudem um authentische Kommunikation, aufgebaut auf den jeweiligen Interessen, Stärken und Schwächen der beiden Partner. Hilfe und Unterstützung sind gegenseitig. Hinzu kommt die zeitliche, örtliche und inhaltliche Unabhängigkeit ebenso wie die Schnelligkeit und Direktheit der Übersendung der Nachrichten. Inzwischen hat sich ein Europa weites Netzwerk mit mehr als 10.000 Partnerschaften herausgebildet (vgl. die angegebenen Internet-Adressen für weitere Informationen).