Tele-Tandem
Mise en pratique dans les classes partenaires / Umsetzung in den Partnerklassen

Katja Eisenächer
"Tele-Tandem"- Auswertungstagung
Stuttgart, 10.-12. September 2004
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Inhaltsverzeichnis


 
 
4 Kurzanalyse einer "Tele-Tandem"-Sitzung (Ulrich Dausendschön-Gay)

Im Anschluss an die Präsentationen der einzelnen Projekte für die Experten folgte die Analyse einer "Tele-Tandem"-Sitzung. Dabei wurden Auszüge der 1. Sitzung zwischen Guéret und Baden-Baden untersucht (15. 12. 2003, Guéret). Die jungen Franzosen arbeiteten an zwei Rechnern: Ein Schüler kommunizierte per Telefon mit je einem dt. Partner, den er über Webcam-Bild (ohne Ton) sehen konnte. An einem zweiten Rechner unterhielten sich die restlichen Schüler per Schrift-Chat mit Irmi Baumann; auch hier gab es Bildkontakt. Diese Einteilung ergab sich daraus, dass mit einem der Rechner auf frz. Seite keine Verbindung nach Baden-Baden hergestellt werden konnte. Irmi Baumann "beschäftigte" aus der Entfernung jene Schüler, die jeweils nicht mit einem dt. Partner in Kontakt standen.

In der Gruppe war dabei eine flexible Rollenverteilung zu beobachten. Ulrich Dausenschön-Gay (Universität Bielefeld) sprach hier von einer "groupe autogéré". Die Kommunikation war frei, durch dynamische Äußerungen geprägt und engagierte alle Gruppenmitglieder. Die Schüler improvisierten und konnten sich untereinander sprachlich und technisch (z.B. im Umgang mit der Tastatur) helfen, d.h. sie griffen auf alle verfügbaren Ressourcen ihrer Umwelt zurück. Sie bedienten sich sowohl der Mutter- als auch der Fremdsprache. Die technischen, sozialen und sprachlichen Kompetenzen der Schüler und Irmi Baumanns komplementierten sich. Die jungen Franzosen kannten Irmi Baumann bereits und vertieften nun ihren Kontakt. Es wurde nicht kommuniziert, um zu kommunizieren, sondern um etwas vom (von den) anderen zu erfahren.

Am benachbarten Einzelarbeitsplatz herrschte "hétéro-gestion". Der Schüler war von seinen Kameraden isoliert und auf eine Rolle festgelegt. Hilfequellen waren lediglich das bereits Gelernte, ein Arbeitsblatt und seine Lehrerin, ohne welche der Austausch mit seinem Tandempartner nahezu unmöglich gewesen wäre. Dies entsprach einer typischen Übungssituation (fragmentierte Kommunikation; "communication triangulaire": frz. Schüler - frz. Lehrerin - frz. Lehrerin - dt. Schüler) und basierte stark auf der im Vorfeld durchgeführten Vorbereitung. Positiv sei, dass das Interesse an der dt. Sprache bei besagtem frz. Schüler über die technische Komponente geweckt wurde und er so entsprechende Kompetenzen für einen anderen Lernzweck nutzen kann.
106) Die Kommunikationssituation im Fall des einzelnen frz. Schülers war zwar nicht optimal, aber dennoch wichtig. Sie stellt die Kontaktaufnahme und damit den Beginn eines Prozesses dar. Die Herausforderung bestehe darin, so Ulrich Dausendschön-Gay, den Schülern über Übungen sprachliche Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen, die diese in Tandemsituationen verinnerlichen und zur eigenen Rede machen, d.h. bewusst innerhalb einer kommunikativen Aufgabe verwenden.

 
 

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