Tele-Tandem
Mise en pratique dans les classes partenaires / Umsetzung in den Partnerklassen

Katja Eisenächer
"Tele-Tandem"- Auswertungstagung
Stuttgart, 10.-12. September 2004
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Inhaltsverzeichnis


 
 
7 Anhang II: Zusammenfassung eines Telefon-Interviews mit Irmi Baumann

Irmi Baumann ist Spezialistin in den Bereichen klassische Tandemmethode / Tandemarbeit und neue Medien. Innerhalb des "Tele-Tandem"-Projekts leitete sie einerseits das Aus- bzw. Fortbildungsseminar "Tandem und neue Medien" (Oktober 2003), andererseits führte sie via Internet von Deutschland und Frankreich aus Tele-Tutoring für die Projektteilnehmer durch. 114) Der "Hintergedanke" war, den Projektteilnehmern zu Beginn des Projekts zunächst intensiv Hilfe zu leisten, um dann eine gewisse Autonomie im Umgang mit der betreffenden Technik herzustellen. So konnte sich Irmi Schritt für Schritt aus dem Lernprozess zurückziehen, war aber Tag und Nacht als Ansprechpartnerin verfügbar.

Während des Seminars in Tübingen machte sie die am Projekt teilnehmenden Lehrer mit dem Spektrum und den Verwendungsmöglichkeiten der neuen Medien für den Fremdsprachenunterricht vertraut. Dabei galt es zunächst, bestehende Barrieren im Umgang mit Technik abzubauen. Die Projektteilnehmer wurden an die Arbeit mit Computer und Internet herangeführt und sollten den Charakter derjenigen "Medien" (Wie funktioniert ein Chat-Programm? Wie kann ich eine Webcam nutzen?) verinnerlichen, die Tandemarbeit trotz geografischer Entfernung der Partner ermöglichen. Zudem wurden die Lehrer im Umgang mit den ihnen bereitgestellten Online-Instrumenten geschult (u.a. "Tele-Tandem"-Portal und –Forum auf der "Tele-Tandem"-Website
115)), mit denen sie sich auch untereinander (gleichzeitig) austauschen konnten. Weiterhin ging es Irmi im Laufe ihrer Hilfestellung darum zu verdeutlichen, dass sich die neuen Medien ständig weiter entwickeln und man sich von Problemen nicht besiegen lassen darf:

"Es reicht nicht, die jeweilige Hard- oder Software zu installieren. Die Arbeit mit den neuen Medien muss ständig am Leben gehalten werden, denn diese Technologien entwickeln sich stetig weiter. Also müssen sich auch die Nutzer weiterbilden. Wenn etwas nicht funktioniert, muss man improvisieren und gemeinsam Lösungen finden. Auch das ist ein Erfolg!" (Zitat Irmi Baumann)

Die inhaltlichen Ziele der Fortbildung waren, den Lehrern Kenntnisse über die neuen Technologien zu vermitteln, welche sie im Rahmen des Projekts zum Nutzen des Fremdsprachenunterrichts aber auch zum Nutzen ihrer gesamten Schule einsetzten konnten – z.B. in dem sie ihr Wissen mit Kollegen teilten. Zudem sollte den Eltern signalisiert werden, dass auch die Lehrer mit der Zeit gehen und sich entsprechen weiterbilden. Irmi merkte an, dass sie im Laufe ihrer Tätigkeit als Tele-Tutorin das Gefühl hatte, die Lehrer würden innerhalb der Schulen bei technischen Problemen oft allein gelassen. Bei ihr hatten sie Gelegenheit, Schwierigkeiten zu diskutieren und erhielten Anregungen im technischen und didaktischen Bereich, z.B. wenn es darum ging, für Eltern, Lehrer und Schüler eine moderne "Tele-Tandem"-Präsentation umzusetzen. 116)

Irmi berichtete weiter, dass die Lehrer mit den ersten Erfolgen, durch die Kooperation mit dem DFJW und durch den Erhalt des "Europäischen Sprachensigels" für das "Tele-Tandem"-Projekt oft auch mehr Unterstützung und Zuspruch seitens des Lehrerkollegiums erhielten. Die Projektteilnehmer, so Irmi, wurden im Umgang mit der neuen Technik bald sicherer und selbstbewusster und waren ihren Kollegen oft sogar ein Stück voraus. Sie räumte allerdings ein, dass die Ergebnisse der "Tele-Tandem"-Projektarbeit durch die technischen (und organisatorischen) Schwierigkeiten, mit denen alle Projektteilnehmer konfrontiert waren, stark verzögert eintraten. Auch habe das inhaltliche Potenzial der neuen Medien für den Fremdsprachenunterricht noch nicht ausgeschöpft werden können. Es sei nun wichtig zu überlegen, wie sich die Nutzungsmöglichkeiten weiterentwickeln und in den Unterricht integrieren lassen. Auch wenn im vergangenen Schuljahr die Projektarbeit nicht überall im erwünschten Maße umgesetzt werden konnte, gibt es dennoch wichtige Erfolge zu verzeichnen: Lehrer und Schüler haben gelernt, den Computer als Kommunikationsinstrument zu nutzen – wobei die älteren Schüler ihren Lehrern meist von vornherein einen Schritt voraus waren. Viele Lehrer benutzen die neuen Technologien nun auch privat und greifen bei Recherchen bewusst darauf zurück. Technische Schwierigkeiten konnten ansatzweise gelöst werden.

"Hürden sind ein natürlicher Teil des Lernprozesses. Im nächsten Jahr werden die Lehrer noch viel mehr können." (Zitat Irmi Baumann)

Die Schüler befassten sich bewusst mit dem Konzept der "Kommunikation" und erfassten seine Bedeutung im Alltag, d.h. mit Blick auf die partnerschaftliche Umsetzung konkreter Projekte und in der spontanen Unterhaltung mit den Partnern. Sowohl Lehrer als auch Schüler entwickelten sich als "Lernende und Lehrende" weiter und erlangten durch die binationale Kooperation wertvolles interkulturelles Wissen, welches sie wiederum zugunsten einer erfolgreichen Kommunikation anwenden konnten.

Mit Blick auf die Schüler fiel Irmi zudem auf, dass sie den Erwachsenen im Bereich "netiquette"
117) scheinbar einen Schritt voraus sind. Sie vergäßen nie, wer sich auf der anderen Seite des Bildschirms befindet und leiteten ihren Internetkontakt stets mit einer Begrüßung ein. Danach folgten oft gezielte Fragen ("Wer bist du?" / "Wie siehst du aus?", etc.).

"Kinder begreifen Computer und Internet bewusst als Medien, mit denen sich Informationen beschaffen lassen. Sie haben eine besondere Art, diese Instrumente in ihr tägliches Leben zu integrieren." (Zitat Irmi Baumann)

 
 

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