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4. Tandemprinzip und Tandemmethode
Die Beobachtungen über das nicht immer erfolgreiche Funktionieren von Jugendaustauschprogrammen haben schon in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zu Überlegungen des "Lehrens und Lernens auf Gegenseitigkeit" in den sogenannten "ateliers linguistiques" geführt, die mit den Namen Peter Scherfers und Albert Raaschs verbunden sind. Im Laufe der Jahre haben sich aus diesen Überlegungen und Erfahrungen die Konzepte des Tandemsprachenlernens entwickelt. Die Grundkonstellation sind zwei Personen verschiedener Herkunftssprache, die sich gegenseitig ihre Sprache beibringen, wobei es eine große Bandbreite der konkreten Handhabung gibt, die von der vollständigen Autonomie der TeilnehmerInnen für die Themen, Methoden und Organisationsformen über die systematische Integration von Beratungen durch SpezialistInnen bis zu einem Kursprogramm, das nach der Tandemmethode organisiert wird, reichen. Je mehr Überlegungen aber angestellt worden sind, wie dieser "naturwüchsige" Lehr- und Lernprozess durch Beratung, Vorgaben organisatorischer Art und Materialien für die gemeinsame Arbeit verbessert werden kann, desto mehr hat sich Tandem von einem Prinzip zu einer Methode entwickelt, die in Jugendbegegnungen mit Sprachangebot, aber auch in binationalen Sprachkursen oder in den schulischen Unterricht integriert werden kann. Die Details dieser methodischen Interpretation des Tandem können in den verschiedenen Publikationen des Jugendwerks nachgelesen werden; dort werden auch die konkreten Beispiele für die Gestaltung von Tandemphasen vorgestellt. Hier wollen wir nur noch einmal festhalten, dass Tandemarbeit die sprach- und kulturorientierte Zusammenarbeit von zwei Personen für einen bestimmten Zeitraum meint, in dem sie entweder zu zweit und phasenweise unter Anleitung und Beratung durch Lehrende, oder aber als Tandem alleine und ohne externe Kontrolle, also auch ohne externe Intervention, ihre jeweiligen Spracherwerbsprozesse gestalten und organisieren. Es ist unschwer erkennbar, dass in diesen Konstellationen die pädagogischen Prinzipien des entdeckenden Lernens, des partnerschaftlichen Handelns und der Herstellung von Perspektivenvielfalt in vorzüglicher Weise realisiert werden.
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